Hallo und Humppa nach Deutschland,
heute haben wir die Isle of Skye leider auch schon wieder verlassen. Zumindest ich habe erstaunlich gut auf dem steinigen Untergrund auf dem Campingplatz schlafen können. Die Luftmatratze funktioniert gut. Und ich bin nachhaltig von meiner Wahl des dicken Schlafsacks überzeugt. Lars war wohl etwas zu optimistisch und hat den sommerlichen Schlafsack gewählt. Das war wohl frisch. Mir war wohlig warm.
Aber trocken ist hier nichts. Auch in der Nacht hat es immer wieder geregnet. Ich hatte leider vergessen meine Lüftungsklappen, die das Zelt oben hat, zu schließen. Da hat heute Morgen der Wind noch ein paar Tropfen Wasser hineingeweht. Aber ansonsten ist drinnen alles trocken geblieben. Die Stiefel sind aber immer noch genau so nass wie gestern. Das ist nicht lecker, da wieder in die nassen Stiefel zu steigen.
Wir setzen unsere Route im Westen der Insel weiter fort und fahren in den Norden. Nicht ganz den Norden. Wir nehmen eine kleine Abkürzung und fahren noch über die Berge – The Quiraing – heißt hier eine grandiose Felsformation, die ganz offensichtlich auch sehr sehr gerne bewandert wird. Riese Parkplatzflächen weise auf massive Besucherströme hin.
Selbst bei dem leicht verregneten Wetter heute fahren hier ganz Busse hoch und die Straßen sind voll von Touristen. Aber zugegeben: Hier wäre ich auch gerne einmal entlang gewandert. Das sieht schon wirklich super aus. Aber bei gutem Wetter muss hier wirklich die Hölle los sein.
Dann geht es weiter und im Osten der Insel wieder die Küste entlang zurück in Richtung Hauptinsel. Wir stoppen noch an einem weiteren riesigen Parkplatz. Hier gibt es einen Wasserfall zu sehen. Heute blicken wir von der anderen Seite auf die Küste die wir gestern abgefahren sind. Gestern hingen hier die Wolken noch sehr tief.
Diese Seite der Insel ist deutlich mehr bewohnt als das was wir die letzten Tage so in den Westhighlands gesehen haben. Der Süden von Skye ist regelrecht komplett überlaufen. Menschen. Häuser und so viel los auf den Straßen. Es gibt regelrecht Stau auf den kleinen Straßen.
Der Norden und Westen der Insel ist schöner und interessanter wie ich finde. Auch sehr schön ist aber unsere gewählte Strecke von der Insel runter. Zurück fahren wir nicht wieder über die Brücke, sondern wir nehmen die Fähre. Wenn man von der Hauptstraße einen kleinen Umweg nimmt, dann fährt im Süden der Insel noch eine kleine Fähre. Die Fähre ist auch ausgeschildert. Nimmt man den Weg fährt man erst einmal sehr lange durchs Nichts. Es ist selbst im Verhältnis der sonstigen Single-Track Roads eine sehr kleine Straße. Ein größerer LKW könnte hier gar nicht fahren. Es geht hier wirklich durch die Berge. Tolle Strecke. Macht wirklich Spaß hier oben zu fahren. Auch wenn wir uns ständig fragen: Wann kommt denn jetzt diese Fähre? Und warum zum Teufel sollte es hier überhaupt eine Fähre geben. Hier ist sonst nichts. Wer sollte diese Fähre benutzen. Die Strecke dauert vielleicht 20 Minuten? Und es gibt da nichts. Es kommen uns dann aber auch zwei Autos entgegen. Also irgendwas ist da am Ende der Straße.
Irgendwann kommen wir dann doch noch an der Fähre an. Es gibt hier auch ein paar vereinzelte Häuser. Fast ein kleines Dorf. An der Fähre führt auch nur ein Betonsteg ins Wasser. Daneben vermutlich das Haus des Fährmanns. Also früher mit Sicherheit einmal. Dort hängt aber auch das Schild „Die Fährenmannschaft macht üblicherweise von 13 bis 13:30 Uhr Mittag“. Und wir kommen dann natürlich genau in der Mittagspause an. Die Fähre können wir sehen. Die liegt auf der anderen Seite. Eher ein kleines Model. Da passen vielleicht 3 Autos drauf.
Und genau jetzt muss ich natürlich WIRKLICH dringend auf Toilette. Wir haben ja noch ein bisschen Zeit bis die Mittagspause zu Ende ist. Ein wenig die Straße hinauf hatte ich ein ausgeschildertes WC gesehen. Also dreh ich kurz um. Ich lande auf einen Parkplatz zu einem Wanderweg oberhalb der Fähre. Hier kann man sicher toll Wandern gehen. Ich will nur sehr schnell auf Klo. Und natürlich ist dann das ausgeschilderte Klo nicht am Parkplatz sondern nochmal den Weg runter, so das man es nicht sehen kann. Gaaaaanz entspannt. Gerade noch geschafft. Also wenn man keine Eile hat, dass ist das wirklich ein WC mit toller Aussicht. und wirklich sauber.
Schnell zurück zur Fähre. Die ist auch gerade schon angelandet. Lars steht schon mit dem Mopped drauf. Die Fährmänner unterhalten sich noch mit Fußgängern. Man kennt sich hier sicher. Ist ja auch nichts los. Hier hat man noch Zeit.
Die Fähre kommt so vermutlich noch aus den 50 Jahren. Alles sehr mechanisch. Aber scheint noch zu Fahren. Lohnen kann sich das nicht. Das muss ein staatlicher Betrieb sein. Wir warten noch ein wenig auf dieser Seite. Nicht das wir jemanden verpassen.
Preise sind nicht angeschlagen und bisher bittet uns keiner zur Kasse. Erst als wir mitten auf dem Wasser sind. 5 Pfund pro Nase inkl. Motorrad. Fußgänger sind frei. Der gute Mann begrüßt mich aber auf gutem Deutsch. Er hätte eine ganze Zeit in Deutschland an der Weinstraße gelebt. Was auch sonst würde man erwarten auf der kleinsten Fähre in Schottland am Arsch der Welt.
Dann haben wir es auf die andere Seite geschafft. Wir haben Skye verlassen und sind wieder auf der Hauptinseln. Es geht noch ein wenig weiter durch die Pampa.
Die aber auch zugegebenermaßen landschaftlich sehr schön ist. Berge im Hintergrund. Eine Wiese hinter einer Steinmauer, im Hintergrund Nebel. Das ist so Schottland hier.
Wir überholen noch eine Familie die hier Koffer hinter sich her zieht. Nach einem Fotostopp treffen wir wir die Gruppe an der Bushaltestelle wieder. Ich muss nämlich meinen Blinker kleben. Der ist einfach abgefallen. Nach fast 15 Jahren vielleicht auch nur ein bisschen Ermüdung vom Plastik. Ist ok. Panzertape gehört auf jede gute Ausfahrt. Die Familie auf jeden Fall kommt aus Deutschland. Überraschung. Eigentlich wollte man hier Wandern. Aber es regnet nur. Also fahren die jetzt mit Bus und Bahn nach Inverness und hoffen dort auf besseres Wetter. Die sind sonst aber komplett ohne PKW hier und nur mit den Öffentlichen. Das ist auch schon eine Reise bis hier hin.
Wir fahren heute bis nach Fort Williams. Die Stadt liegt am nördlichen Ende vom Loch Linnhe und quasi im Fuße des Ben Nevis. Der ist mit einer Höhe von 1.345 m der höchste Berg Schottlands und Großbritanniens. Hier sind die Hotels auch schon wieder günstiger und wir müssen nicht im Regen schlafen. Wobei es gegen Abend auch komplett trocken ist.
Erstmal laden wir alles im Hotel ab. Eher etwas runter gekommen. Aber was solls. Wir haben schon viel schlimmer geschlafen. Auch auf dieser Reise. Das Hotel ist aber auch überraschend groß. Was sich später aber mit Busladungen von Menschen erklärt. Irgendein Pauschaltourismus-Laden hat hier seine Vertragsabsteige.
Ich suche noch eine Essensgelegenheit raus. Wir fahren nochmal 15 Minuten zurück und landen in einem kleinen lokalen Pub – The Lochy. Schottische Omas mit ihren Enkelkindern und fast ausschließlich Einheimische. Hier sind wir richtig. Hier ist die Welt noch in Ordnung. Wir kriegen tolles Essen und haben einen gemütlichen Ausklang des Abends. Vor der Tür wir mit einem einheimischem Raucher noch kurz über Motorräder gefachsimpelt. Und am Ende haben wir mal wieder Glück, den direkt nach unserer Bestellung hat die Küche geschlossen. Nach uns kam noch eine Gruppe von Deutschen, die haben aber nichts mehr zu Essen bekommen.
Heute stehen bescheidene 270 Kilometer auf der Uhr. Dafür haben wir schon fast das Bundesländer-Bingo vollständig. Es fahren hier so viele Deutsche PKW durch die Gegend. Wir glaube uns fehlt nur noch Bremen und das Rheinland bis wir alle Bundesländer voll haben.
Das Fenster ist auf. Die Heizung voll an. Die Sachen hängen zum Trocknen und es riecht so schön nach nassem Hund … Gute Nacht.
cheers.
Sebastian